Molotschna zählte nur 45 Wirtschaften mit je 60 Dessjatinen, im ganzen 2700 Dessj. Landes. Den Ansiedlern wurde bei ihrer Niederlassung außer den Reise- und Nahrungsgeldern bis zur ersten Ernte im Jahre 1811 durchschnittlich auf jede Wirtschaft 200 Rubel banko nebst Holz zum Bau eines Wohnhauses und der notdürftigen Stallung von der Krone aus der Ansiedelungskasse verabfolgt.
Außerdem wurden einige zurückgekommene oder vielmehr nicht vorwärts gekommene Wirte im Jahre 1813 mit vier Pflügen und vier paar Ochsen aus derselben Kasse unterstützt. Zwei von ihnen aber, bei welchen die Bezirksbehörde Gründe zu haben glaubte, daß auch dies Hilfe vergeblich sein würde, wurden nach Jekaterinoslaw im dortigen Garten auf zweijährige Kronarbeit abgegeben und ihre Wirtschaften anderen zuverlässigen Wirte zugewiesen.
In den Jahren 1815 und 1816 wurden noch mehrere Handwerker, die sich bei ihrer Einwanderung in Jekaterinoslaw niedergelassen und daselbst mehrere tausend Rubel Vorschuß zur Vervollkommnung ihrer Gewerbe erhalten hatten, ohne Land dieser Kolonie zugezählt. Da diese Handwerker ungeachtet des empfangenen Vorschusses wohl z.T. aus eigener Schuld verarmt waren, so wurde ihre Kronsschuld auf die damals vorhandenen Wirtschaften verteilt. Die eigenen Mittel der Einwanderer der ersten und zweiten Ansiedlung bestanden höchsten aus 1000 Thalern, bei vielen nur aus Pferd und Wagen und bei vier Fünfteilen war die Hoffnung allein - freilich verschiedener Art - die Erhalterin ihres Daseins.
Die Molotschna wird durch den Zusammenfluß des Tokmak und des Tschingul am nördlichen Ende der Kolonie Molotschna gebildet, von wo aus sie ihren Lauf nach Süden nehmend die natürlich Grenze zwischen dem Molotschnaer Mennonitenbezirk am linken und dem Molotschnaer Kolonistenbezirk am rechten Ufer befindlich bildet. Das Flüßchen trocknet auch in den dürrsten Sommermonaten nicht aus, während der Tschingul und Tokmak in dürren Jahren kein Wasser haben.
Krebse, Hechte, Barschen und Zugvögel in und an der Molotschna bieten dem Liebhaber nicht selten eine angenehme Erholung und Speise; freilich auch mitunter dem Müßiggänger Gelegenheit, die Zeit zu töten. Das Flüßchen durchschlängelt hier eine Talfläche von ein bis zwei Werst Breite, wovon hier auf das rechte Ufer vom seichten Flußbett bis an das Hochufer des Tales 100 bis 300 Faden kommen. Am Fuße des Talufers, 4 bis 5 Arschin über der Talfläche ist die Kolonie in der Richtung von Nordost nach Südwest angebaut, deren Obstgärten unmittelbar an die Hofräume stoßen und in Vor- und Hintergärten zerfallen.